April 27 2025 05:09:59
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Können tränende Augen lügen?
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Leseprobe (4) aus:

 

Können tränende Augen lügen? (Seiten 108 - 111)

 

Sascha mußte am Abend wieder weg, hatte ein Date mit einem Freier, irgendwo muß das Geld ja herkommen, was wir so ausgeben. Trotzdem wollte er erst nicht gehen, als ich ihm aber versicherte, daß ich keinen Unsinn anstellen würde, ging er.

Ich saß im Wohnzimmer, versuchte im Fernsehen irgendwelche Soaps zu sehen, es klappte nicht, alles Drang aus einer verzerrten Ferne zu mir vor. Zu guter letzt stand ich auf und machte mich über Saschas Wasserpfeife her. Ich wollte vergessen, endlich vergessen, vielleicht damit es schaffen, wieder einen klareren Kopf zu bekommen, schließlich mußte ich mir darüber klar werden, wie es nun weiter gehen sollte. Ich kann nicht sagen, wie viele Köpfe ich weg geraucht habe. Es reichte zumindest dafür, daß ich endlich völlig benommen auf der Couch einschlief.

 

Es war kein schöner Schlaf. Ich sehe im Traum einen blutverschmierten, matschigen Kopf, nur mühsam kann ich in diesem Matsch noch erkennen, daß das mal das Gesicht meines Bruders war. Ich stehe vor diesem matschigem Gesicht, mit blutverschmierten Händen, und grinse das an, was mal mein Bruder war. Dabei gebe ich völlig erlöst von mir. >Du warst es, Du hast Mutter umgebracht und mir dann die scheiß Knarre in die Hand gedrückt. Du siehst, alles rächt sich im Leben.<

 

Etwas rüttelt mich. Seit wann können Tote einen rütteln? Das Bild verschwimmt, weicht einem rasenden Kopfschmerz, höre eine krächzende Stimme, mache langsam die Augen auf. Alles dreht sich, mein Kopf schmerzt, hämmert, fühlt sich an, als ob er platzen wollte. Licht, viel zu helles Licht. Scheiße tut das weh, schnell die Augen wieder schließen. Will eine Hand schützend davor halten, doch der Arm ist zu schwer, als daß er angehoben werden könnte. Versuche nochmals die Augen zu öffnen. Es geht, das Licht ist gedämmter, kommt von woanders her. Langsam gewahre ich Saschas Gesicht, das mich sehr besorgt anschaut. Etwas fühlt sich klebrig an, an Gesicht Händen und T-Shirt. Kotze! Ich habe mich von oben bis unten voll gekotzt. Will aufstehen, doch alles dreht sich und der Kopf hämmert nun noch stärker, schließe wieder die Augen.

Sendepause.

Wo kommt denn der Kaffeegeruch nur her, war ich nicht gestorben? Trinkt man im Himmel auch Kaffee? Eine Stimme, dachte zwar immer Engel sein weiblich, na egal, diese Stimme hat zumindest einen markant männlichen Klang. Es dämmert. Sascha. Ich lebe, mache langsam die Augen auf. Es ist hell draußen, etwas plätschert gegen die Scheiben, Regen. Mein Kopf brummt, aber hämmert nicht mehr. Ich kann mich sogar bewegen, nur schwindelig ist mir und wie. Besser liegen bleiben, muß halt warten bis der Kaffee zu mir kommt. Egal, richte mich nun langsam im Bett auf, es geht, solange ich zumindest noch halbwegs liege, ist die Dreherei noch erträglich.

„Mann, wird ja auch langsam Zeit, daß Du wach wirst.“ begrüßt Sascha meine Rückkehr ins Leben.

Huch, von wo kommt denn die Stimme? Kopf mal langsam nach rechts bewegen. Ach da steht er. Sascha stand im rechten Teil des Schlafzimmers und war am Bügeln. Ganz der Hausmann. Nur wo ist der Kaffee? Als ob er geahnt hätte, wonach mein Blick suchte.

„Beweg mal Deinen Kopf langsam nach links. Na? Siehst Du das Tablett am Boden?“ erkundigt sich Sascha.

Ja, ich sehe es, auch wenn das nach unten schauen nicht so einfach ist, denn dann werden diese Drehbewegungen wieder schlimmer. Sascha kommt ums Bett, setzt sich neben mich und holt das Tablett auf seinen Schoß. Warum denn nicht gleich so?

„Na komm, trink erst mal was. Zuerst einen Kaffee und dann machst Du bitte die zwei Flaschen Wasser hier leer.“ Dabei deutete Sascha auf zwei Flaschen Mineralwasser, die er ebenfalls vom Boden nach oben gezaubert hatte.

Absoluter Filmriß! Was ist passiert? Warum fühle ich mich nur so beschissen?

Will was sagen, doch meine Zunge ist klebrig, nur mit Mühe und einer Stimme, vor der ich mich dermaßen erschrecke, daß mir fast die Tasse Kaffee, die ich inzwischen vom Tablett genommen hatte, aus der Hand gefallen wäre.

„Was ist passiert, was ist los mit mir?“ erkundige ich mich mit belegter Stimme.

„Besser Du trinkst erst was. Rest kommt später. Trink! Nicht Quatschen!“ Erwiderte Sascha und damit ich erst gar nicht auf die Idee komme, ein Gespräch zu beginnen, verläßt er das Schlafzimmer. Der Kaffe schmeckt nicht, ist nichts gegen Durst. Statt dessen leere ich einem Zug die erste Flasche Sprudel, will schon die zweite aufmachen und trinken, als der Magen dagegen heftig protestiert und der Sprudel in hohen Bogen wieder draußen landet. Sascha kommt rein gestürzt, der meine Kotzlaute gehört hatte.

„Hatte ich gesagt Du sollst saufen? Trinken! Langsam, Du Idiot. Schluck für Schluck. Klasse! Wieder Bettwäsche wechseln. Wenn Du das noch einmal machst, können wir die nächste Nacht ohne Bettzeug pennen. Komme doch gerade erst vom Waschsalon mit drei Ladungen Bettwäsche.“ motzt er vor sich hin.

Mir fehlen die Worte. Was sollte ich auch sagen? Tut mir leid, daß Du soviel waschen mußt? Langsam stehe ich auf, will helfen, doch alles dreht sich, meine Beine versagen ihrem Dienst. Sascha stütz mich schnell ab und bringt mich ins Wohnzimmer auf die Couch. Was hab ich nur gemacht? Oder was hat man mit mir gemacht? Hier funktioniert ja rein gar nichts mehr. Will Sascha fragen, doch der ist schon wieder im Schlafzimmer verschwunden, Bett frisch beziehen. Habe immer noch Durst, will endlich was trinken, traue mich nur nicht. Eine Couch paßt halt in keine Waschmaschine. Ah, da kommt er ja endlich wieder. Was will der mit dem Putzeimer? Sascha stellte den Putzeimer direkt vor die Couch.

„So! Auf ein Neues. Schön langsam trinken. Schluck für Schluck, Pause und weiter Schluck für Schluck. Und wenn Du meinst, Du müßtest wieder Kotzen, dann bitte kein Rotationsreier, sondern schön in den Eimer hier zielen.“ Sagte dies und reichte mir die Flasche rüber. Es funktioniert. Grummelt zwar ganz gut im Bauch, aber das Würgegefühl bleibt weg.

„Na, wer sagt `s denn. Geht ja. Schön weiter machen.“ lobt Sascha meine Schlückchen Aufnahme.

Das klebrige Gefühl der Zunge verschwindet, von Schluck zu Schluck. Als ich die eine Flasche weg habe, will ich endlich wissen was los ist.

„Montag war nicht gerade Dein Tag. Ich hätte besser nicht das Date gemacht. Jedenfalls hast Du Dich, als ich weg war, über meine Bestände her gemacht. Alle Achtung, das macht Dir so schnell keiner nach. Stoff für gut hundertfünfzig Mark weg geballert. Hast Dich regelrecht ins Koma geraucht. Wenn Du nicht am Schlafen warst, hast Du halt Blut und Galle gekotzt und furchtbar wirres Zeug gelabert. Na ja, egal, scheinst ja so langsam wieder zu Dir zu kommen. Nur sei Vorsichtig. Du hast ein gutes Depot Dir im Körper angelegt. Können also noch paar nette Nachrauschstunden kommen. Den Rest sollten wir bereden, wenn es Dir was besser geht. Und der schnellste Weg sich zu entgiften ist der da.“ Dabei deutete Sascha auf die Flaschen. „Mineralwasser!“

„Welchen Tag haben wir heute?“ erkundigte ich mich, mit böser Vorahnung.

„Kein Grund zur Panik, wir haben erst Mittwoch.“

Mittwoch????? Du dickes Ei !!!

Den Rest des Mittwoches verbrachte ich mit Wasser trinken, Wasser wegbringen, Wasser trinken. Und schlafen, immer wieder fielen mir die Augen zu, also schlafen. Donnerstag morgen wachte ich mit Herzrasen auf, mir war heiß, ich zitterte. Sascha beruhigte mich, das sei nur das Depot im Körper, es würde sich ein wenig dagegen wehren, daß ich davon gerade zehre. Na Klasse! Mann solle halt nur so viel rauchen, wie man auch verträgt. Welch weisen Ratschläge.



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