Leseprobe (4) aus:
Es kracht (Seiten 227 – 229)
Zwischenzeitlich war es
Abend geworden, aber noch zu früh, um schon auf Party zu gehen. Somit
veranlasste Patrick, dass Jan demonstrieren musste, wie gut er Key Bord spielt.
Schließlich war er neugierig zu erfahren, ob er mit seiner Feststellung richtig
lag, dass Menschen mit schlanken, langen Fingern auch gut Klavierspielen können.
Als Patrick das Jan so darlegte, lachte dieses sich fast kaputt und meinte nur,
wie er denn auf eine solche Binsenweisheit käme. Trotzdem setzte er sich an das
Keyboard, während Patrick es sich auf der Couch
bequem machte und den
Stücken lauschte, die Jan mit viel Hingabe spielte.
Jan beherrschte die klassische Musik ebenso gut wie modernen Pop und Rock. Zur
Krönung des ganzen holte Jan aus seinem Notenstapel eine Eigenkomposition mit
dem Kommentar hervor, dass er diese selbst getextet und komponiert habe:
„Also, ich habe das Stück genannt, <Verzeih ich liebe Dich>“
Jan rückte sich auf seinem Hocker, am Keyboard, in die richtige Sitzposition,
holte tief Luft und versicherte sich vorsichtshalber zuvor noch:
„Patrick, versprich mir, dass Du mich nicht auslachst! Ja?“
„Mensch Jan, mach hinne, spann mich hier nicht auf die Folter! Wird schon gut
sein, echt!“ gab Patrick mit möglichst überzeugend klingender Stimme von sich.
Jan griff in die Tasten und sang mit wirklich gut klingender, warmer und vor
allem melodiöser Stimme:
„Verzeih ich liebe Dich, Boy im Trägerhemd, mit
dem muskulösem Body, dem Gesicht, so zart wie Seide, dem Lächeln, dem Blick, der
so zärtlich auf mir ruht.
Eines Abends in der Bahn, unsere Blicke trafen sich, verrankten sich, blieben lautlos vor der Angst einer Entdeckung. Deine dunklen Augen durchbohrten mich, trafen mein Herz, meine Seele, verzauberten mich, raubten mir den Atem und die Sinne.
Verzeih ich liebe Dich, Boy im Trägerhemd, mit
dem muskulösem Body, dem Gesicht, so zart wie Seide, dem Lächeln, dem Blick, der
so zärtlich auf mir ruht.
Station um Station passierten wir. Ich konnte mich nicht satt genug sehen. Mal lächeltest Du, so als ob auch Du das Gleiche empfinden würdest. Mal verdunkelte sich Dein Antlitz so, als ob Du mein verstecktes Begehren nicht weiter erwidern wolltest.
Vorletzte Station, die Bahn leerte sich, nur wir zwei im Wagen, mein
Herz pocht bis zum Hals. Und dann? Du stehst auf, setzt Dich neben mich, umarmst
mich, küsst mich. Welch wohlige Wärme durchströmt mich. Will mehr, mehr und
sage. .....
Verzeih ich liebe Dich, Boy im Trägerhemd, mit
dem muskulösem Body, dem Gesicht, so zart wie Seide, dem Lächeln, dem Blick, der
so zärtlich auf mir ruht.
Die Bahn, sie rattert weiter ihrem Ziel, unserem Ziel entgegen, beide wissend, dass dies heute nicht die letzte Reise war. Wilde Herzen und erregte Hände, ja zwei, die sich dank Dir gefunden haben, sich wünschend, dass die Endstation noch lange auf sich warten ließe.
Verzeih ich
liebe Dich, Boy im Trägerhemd, mit dem muskulösem Body, dem Gesicht, so zart wie
Seide, dem Lächeln, dem Blick, der zärtlich auf mir ruht.“
Patrick wusste nicht, was er sagen sollte, so sprachlos vor Erstaunen und
Bewunderung war er. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet.
„Na los!“ forderte Jan ihn auf, der erwartungsvoll sich vom Keyboard weggedreht
hatte und nun Patrick anschaute. „Lach mich aus oder klatsche! Aber sag was und
schau mich nicht mit Deinem weit aufgerissenem Fischmaul so komisch an!“
Erst jetzt merkte Patrick, dass ihm wirklich vor Sprachlosigkeit die Klappe auf
stand, doch dann sprudelte es aus ihm hervor:
„Auslachen? Sag mal spinnst Du? Das war super! Echt geil! Mann! Ohne Verarsche!
Und das, das hast Du ganz alleine gemacht? Ich meine, so den Text geschrieben
und Dir dann die Musik einfallen lassen? Mann! Das musst Du veröffentlichen.
Echt!“
„Danke, danke“ meinte Jan jovial, „mit soviel Zuspruch hatte ich ja von Dir nun
gar nicht gerechnet. Ist ja schließlich eine deutsche Schnulze und zudem über
zwei Schwule.“